5 Franken für die Notschlafstelle?

Wir alle kennen die Situation, man steht an der Tramhaltestelle, aus dem nichts steht eine Person vor einem, die Hände ineinander in eine bettelnde Gestik gewölbt ,,Häschmer Foif Stutz für d’Notschlafstell?”

Eine Freundin fragte mich, ob das wirklich stimmt mit den 5 Franken und was passiert, wenn die Obdachlosen die 5 Franken nicht zusammenbringen?

In Zürich befindet sich die Notschlafstelle an der Rosengartenstrasse in Zürich-Wipkingen. Mit ebendieser habe ich Kontakt aufgenommen. Ja, es stimmt. Eine Übernachtung in der Notschlafstelle der Stadt Zürich kostet 5 Franken, die bar bezahlt werden müssen. Die meisten der Klienten haben Sozialhilfe oder eine IV-Rente und verfügen somit über Geld. Die 5 Franken seien eine minimale Eigenleistung, welche die Klienten erbringen müssen. Im absoluten Notfall wird aber niemand abgewiesen.

www.stadt-zuerich.ch/notschlafstelle

Grippe ahoi – sind die Viren so klug oder wir so dumm?

Grippeviren kennen keine Langeweile, alle Jahre wieder verändern sie ihr Gewand – nur mit einem Ziel: Das menschliche Immunsystem auszutricksen!

Aber wie genau verlaufen die biologischen Prozesse dahinter, wie können Viren in menschliche Zellen eindringen und sich vermehren, wie verändern die Viren ihre Oberfläche, warum treten Grippeviren fast nur im Winter auf und warum kommt es immer wieder zu Pandemien?  

Durch Husten, Niesen und Berührungen verbreiten sich die Grippekeime in der Bevölkerung im Nu. Ausserhalb des Körpers überleben die Viren vor allem dann, wenn das Wetter länger kalt und trocken ist. Deshalb zirkulieren sie vor allem in den Monaten Dezember bis März. Hitze und UV-Strahlen mögen die Viren überhaupt nicht.

Viren-Übertragung: So funktioniert’s!

Durch Husten oder Niesen werden mit Influenza-Viren kontaminierte Speichel-tröpfchen in die Luft geschleudert. Über die normale Atemluft-Inhalation gelangen die Viren in die Atemwege (Nase, Rachen und Lunge), wo sie die Schleimhaut angreifen und in die die darunter liegenden Zellen eindringen. Es dauert nur etwa eine halbe Stunde bis die Schleimhäute infiziert sind. Die Schleimhaut wird durch die Viren so beschädigt, dass sie abstirbt und ihre Schutzfunktion verliert. Auch andere Erreger können nun leichter in die Zellen eindringen, weshalb es oft zu Sekundärinfektionen durch andere Viren, Bakterien und Pilzen kommt (Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Ohrenentzündung u.v.m.).

virus

Darstellung: Barbara Borowski

Viren sind Parasiten

Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, sondern bestehen nur aus Erbmaterial, das von einer Eiweisshülle umgeben ist. Ohne eigenen Stoffwechsel sind sie nicht in der Lage sich selbstständig zu vermehren, weshalb sie Zellen als Wirte benötigen. Dazu trägt das Influenzavirus auf seiner Oberfläche zwei Eiweisse: Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N). Mit dem Hämagglutinin dockt sich der Virus an die Wirtszelle, wie mit einem Schlüssel lässt sich die Zelle so öffnen und der Virus kann problemlos in die Zelle eindringen. Sobald der Virus in die menschliche Zelle eingedrungen ist, wird das eingeschleuste Erbgut aktiv. Unbemerkt fädelt sich das Erbgut in die Protein-Maschinen der Zelle ein, wodurch die Wirtszelle zur Produktion neuer Viren nach dem Virus-Bauplan angeregt wird. Um die Zelle anschliessend wieder verlassen zu können, setzen die Viren das Neuraminidase-Protein ein, das die Zellhülle zerstört. Die Zelle bricht auf, nach etwa sechs Stunden werden die neuen Grippeerreger aus der Zelle entlassen – der Virus hat sich erfolgreich reproduziert.

Fehler oder Trick? Mutationen im Erbgut

In jedem dieser Vermehrungszyklen finden Veränderungen bzw. Mutationen statt.  Das Erbgut verändert sich in kleinen Schritten, wodurch sich die Eiweisse auf der Oberfläche des Erregers verändern und neue Varianten des Virus entstehen. Sie sind mit dem ursprünglichen Virus verwandt, haben aber veränderte Eigenschaften. Der Körper erkennt die Viren mit verändertem Aussehen nicht auf Anhieb und muss neue Abwehrkräfte bilden, die das Virus erkennen und angreifen können. Darum müssen Forscher auch die Impfstoffe ständig an die neuen Varianten anpassen.

Aber wie kommt es zu diesen Veränderungen im Erbgut?

Bei der Vervielfältigung der Viren bzw. derer Erbinformation (RNA) kommen wie beim Menschen auch Enzyme, nämlich sogenannte Polymerasen zum Einsatz. Diese sind für die Reproduktion der Informationen entscheidend, denn sie kopieren die Informationen der RNA, also die Erbinformationen. Das Problem: Die Polymerasen der Viren kopieren im Vergleich zu menschlichen Polymerasen sehr ungenau, weil sie keine Korrektur- und Reparaturfunktion besitzen wie die menschlichen. Durch diese Ungenauigkeit der viralen Polymerasen entstehen laufend Fehler in der Kopie der RNA, im Schnitt ein veränderter Baustein pro Reproduktionszyklus, was einer sehr hohen Fehlerquote entspricht. Durch diese sogenannte Drift– oder Punkt-Mutation verändern sich die Erbinformationen der Viren nach und nach.

Neue Virustypen – so entstehen Pandemien

Manchmal entstehen auch neue Virussubtypen durch eine Veränderung, die man Gen-Shift nennt, weil sich plötzlich ganze Gen-Blöcke verändern. Dies kann vorkommen, wenn zwei verschiedene Viren die gleiche Zelle infizieren (z.B. Vogelgrippevirus und menschlicher Grippevirus). Die RNA der Influenzaviren besteht aus acht Strängen, jetzt kann es beim Zusammensetzen dieser Abschnitte in der Reproduktion vorkommen, dass ein falscher Abschnitt eingebaut wird (z.B. ein Abschnitt des Vogelgrippevirus wird mit sieben Abschnitten des menschlichen Grippevirus zusammengewürfelt). Dadurch entsteht ein völlig neuer Virus. Dieser ist entweder nicht funktionsfähig, dann findet keine weitere Reproduktion statt. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten, so dass der neue Erreger wesentlich besser arbeitet oder aggressiver ist. So entstehen neue noch unbekannte Viren – die sich ungehindert ausbreiten können. Derartige Veränderungen können der Ursprung von Pandemien sein.

Influenza A-Viren der Subtypen H1, H2 und H3 verursachen beim Menschen die echte Grippe (Influenza), die alle ein bis drei Jahre epidemisch und alle 12 bis 24 Jahre pandemisch auftritt.

  • Influenzavirus A wurde 1933 entdeckt, kommt vor in: Mensch, andere Säugetiere (Schwein, Pferd, Seehund), Vögel
  • Influenzavirus B wurde 1940 entdeckt, kommt vor in: Mensch
  • Influenzavirus C wurde 1949 entdeckt, kommt vor in: Mensch, Schwein

Im 20. Jahrhundert traten die folgenden Pandemien auf:

Übersicht Pandemien:

1918/19         Spanische Grippe   A/H1N1

1957/58         Asiatische Grippe    A/H2N2

1968/69         Hongkong Grippe   A/H3N2

1976               Schweine Grippe    A/H1N1

1977/78         Russische Grippe   A/H1N1

1997               Hongkong Grippe   A/H5N1

Quelle: WHO (2008)

In der jüngeren Zeit traten neue Subtypen auf, u.a. 1997, 2003 und 2005 in Asien. Dort brach Influenza A/H5N1 aus, ein Virus, das von Vögeln auf Menschen übertragen wurde und daher unter dem Namen „Vogelgrippe“ kursiert.

Damit die neuen Subtypen voneinander unterschieden werden können, klassifizieren Wissenschaftler diese.

Beispiel:       A/H1N1         California/7/2009

Der Buchstabe A steht für den Virustyp, die H’s und N’s stehen für die Subtypen der Eiweisse Hämagglutinin und Neuraminidas. Am Ende die Variante des Virus angegeben – mit dem Ort der Entdeckung, einer laufenden Nummer und dem Entdeckungsjahr.

Impstoff

Der Impfstoff dieses Jahr besteht aus folgenden Virenstämmen:

  • A/California/7/2009 (H1N1)pdm09-like virus
  • A(H3N2) virus antigenically like the cell-propagated prototype virus A/Victoria/361/2011
  • B/Massachusetts/2/2012-like virus

Stand, 17. Januar 2014

Anmerkung:

Ich habe die Informationen aus Interesse an biologischen Prozessen und Naturwissenschaften zusammen getragen, ich bin weder Befürworterin noch Gegnerin der saisonalen Grippeimpfung. Diese Entscheidung ist jedem selber überlassen. Kontaktiert mich bei Fehlern oder Unklarheiten im Text.

Quellen:

http://www.evolution-of-life.com/fileadmin/enseigner/01_evolution_en_accelere/de/WISSEN_Evolution_von_HANS_und_Alle_Jahre_wieder.pdf

http://www.medscape.com/viewarticle/421478_3

http://www.aktivgegengrippe.ch/de/grippe/ansteckung/

http://www.labortoggweiler.ch/Fachbereiche/Immunologie/AH1N1/h1n1abc.htm

http://www.dr-bernhard-peter.de/Apotheke/Influenza/laune.htm

http://www.stern.de/grippe/ueberblick/warum-viren-staendig-mutieren-erreger-moegen-neue-kleider-602309.html

http://www.grippesymptome.org/mutation-der-grippeviren/

Demnächst hier zu lesen: Die Funktionsweise von Tamiflu und warum Schweine empfänglicher für Influenzaviren sind als wir

Koch-Areal geht zur Stadt Zürich über

Wie es in einer Mitteilung der Stadt Zürich von heute hiess, erwirbt die Stadt Zürich für 70, 2 Millionen Franken das Koch-Areal von der UBS. Genutzt werden soll das Gelände für gemeinnützigen Wohnungsbau, für Gewerbe und einen öffentlichen Park.

Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich ältere Bürogebäude sowie Lagerbauten auf dem Areal. Bedingung der UBS: Die Eigentumsübertragung muss bis zum 31. Dezember 2013 erfolgen.

Die Stadt möchte das Koch-Areal für ein Gewerbehaus sowie gemeinnützigen Wohnungsbau nutzen, zudem soll ein öffentlicher Park entstehen.

Im Kaufvertrag verankert ist, dass die UBS den heute von ihr genutzten Teil des Areals mit den Gebäuden an der Flüelastrasse 30/32 bis zum 31. Dezember 2016 von der Stadt mieten.

Seit März 2013 ist ein grosser Teil des Areals besetzt. Die Stadt hat mit den Besetzerinnen und Besetzern eine Vereinbarung über die einstweilige Nutzung abgeschlossen.

IMPERIAL STATE ELECTRIC Interview with Nicke Andersson

Imperial State Electric and Dregen played in Zurich on their co-headline Tour. Imperial State Electric just released their newest album “Reptile Brain Music”, its leader Nick Andersson played in many bands earlier, such as Hellacopters, The Solution and Entombed.

I met Nicke Andersson before the show in Zurich.

nicke1-c

Hi Nicke, in April this year you were on tour with Imperial State Electric, I remember I traveled to Lugano to see your show. Nowadays you’re back with a new amazing album. Are you guys workaholics or do you just get depressed when not touring?

Well, I think. I don’t do other stuff. In Sweden when you do Elementary School, you’re about nine years old, then you continue with High School or College or whatever and I didn’t wanna do that, so I started working, because the only thing I wanted to do is play music. So, that’s how it’s been. So I don’t know any other thing and I I don’t think I wanna do other things. I tried vacations, and I don’t like that. Because if I’m on the way, I want to have a guitar, because I want to write songs. You know it’s like in the 70ies and in the 60ies. Bands released at least one album a year. And I think, why not. I think it’s more fun for the audience, these new songs, and also more fun for the band, so that’s how we wanna get back too. So we’re actually working on our 4th album, we hope to release it also soon.

So would you say other bands are more lazy than you?

Yeah, maybe not lazy, but it’s kind a sign of the times that people do several things at the same time. When you remember in the 90ies when the CD was booming everyone seemed to try to fill the CD Space, so there were albums they were like 70 minutes long, of course that’s long and it takes long to write an album like that, and after that you have to milk it for four years, which I think it’s bullshit. The best way is ten, twelve songs, I think that format works really good. I remember Soundgarden put an album out in the 90ies, it was so long, after 40 minutes, I couldn’t pay attention anymore. I think 30, 35 minutes is enough. It’s just Rock n Roll, obviously you work hard to make the best song you can. I think just people should just work harder in general.

Your new album reminds me in some parts of your former band Solution (I mean in songs like “More than enough of your love“). In other parts it reminds me of the High-Energy Rock’n’Roll of the Hellacopters and in others of Led Zeppelin and Black Sabbath. Were there any special elements or ideas you wanted to have on the album? What are the differences to the albums before?

No, I don’t think that way. Because I write songs all the time. I listen to music all the time, so consciously it must come out somewhere, but I don’t know what I was listening to that time. I mean some songs on the new album are new and some songs are over five, six years old, because sometimes I look on the list of my demos, then I see a song and show it to the other guys and ask what they think about it. And they like it or not. I think it’s two songs on the album which are from the Hellacopters period, and when I showed it to these guys, they asked me why didn’t you record this with the Hellacopters? Well, because we were five guys in the band and maybe they didn’t like it or I don’t know. If you try to sit down and think like so now I’m gonna write a Black Sabbath album, I don’t think that’s gonna be good. You have to write whatever you feel. I write so many songs, for this album I think we chose from about 30 songs, then we all four discussed it.

P1030438

So you’re not deciding by your own?

No, I wrote most of the songs, but we do the selection as a band and choose them together. Then guitarist Tobias showed us this song “stay the night”one year ago, he was like, oh I have this song, than we heard it and said, man it’s great, so he sings that now. And Dolf the Borst sings the song “Reptile Brain”. That’s how I want to have it; to have everyone sing, because that’s why I want to play with these guys.I think that’s another thing that’s more fun for us and more fun for the audience. We worked like the Beatles (laughs).

Ok, so you all decide together, because I read somewhere you aren’t the team player kind of type?

Oh, well, so someone wrote it wrong. It’s just someone has to be the boss and I am the boss. If it is like a total democracy, it’s not gonna work, not in a band. If everyone has like a vote. No, you need someone. I have a vision, and the other guys were OK with that, that’s a good thing in getting older cause you have experience, and with the beginning of this band we put all the cards on the table, i said to them “If there is anything you don’t like, say it now!” When you start a band when you’re 16, you fight and than one gets grumpy in the corner. Well this is actually a good thing about getting older, the bad part is the physical.. one and a half hour on stage, that’s hard..

How old are you now?

41, it’s still ok, but I can feel it.

What do you do to relax after a show on tour?

Well after a show like yesterday, if you’re lucky, there is a shower, thats‘ good, just relax, have a beer with the other guys, trying not to party as much as before, but there is still party. Which is kind of a weird thing, if you play, this is the only kind of work I know you can be drunk at work. But yes, we try to calm down.

But you drink before the concerts?

No, I can’t do it..well maybe like a little shot of Whisky to get warm. before the show. When I was 16, I was always nervous, but then one chord and it was gone. Sometimes it’s the same nowadays I’m so nervous, I don’t even wanna play. But maybe that also means that I care. So I hope it is a good thing. After a tour, for a few days I try to relax, I look some movies, read some books, no music but it’s just for a few days.

I read you have a DiPinto Guitar as I have?

Yes, one of them is a DiPinto. Which one do you mean? (DiPinto Mach IV). Ah the one that looks like a Mosrite. I like those guitars, there’s only one thing, there’s only 21 frets, and I like 22, like the Gibson. I’ve played the DiPinto on stage, but now I only use it to record. But I like those guitars, it’s a great guitar, kind of cheap, and it looks nice.

P1030421

What is the meaning of the title „Reptile Brain Music“ of your new album? What are you alluding to? As a musician how can you be sure you’re connecting with the Reptile Part of the Brain?

It’s pretty simple, we have a reptile brain back here, that takes care of the instincts and that’s the whole part of Rock n Roll. It’s not supposed to be overanalyzed. But it’s like a lot of other bands take themselves way too seriously. At the same time I think, I mean music is everything for me, but it’s still an instinct, and if you hear 4/4 beat, yeah it’s instinct. It gets you going. But at the same time we don’t need to write stupid lyrics, we put a lot of effort in our lyrics. But what we are trying to say it’s boring to be pretentious. Music and Rock n Roll is an art form of course, it’s a reality escape, you go to a show and forget the troubles you have and I think it’s nothing wrong with that. And also reptiles are kind of cool, for artwork. And it sounds good.

Is it possible to learn how to connect to the reptile part of the brain with music?

No, you just have to feel it. You have to be silly, it’s ok to be an idiot sometimes, I mean when we’re on stage we’re looking like fuckin … It’s fun. Even though we do take it seriously, it’s still fun!

Since forming the Hellacopters with Dregen in the mid 90ies, it is the first time you and Dregen are hitting the road together under the same banner. How did this happen, was it your idea? I mean, are you hangin’ around together or were you recording together?

Well, he started his album a couple of years ago and he asked me if I want to write some songs with him, because he knows I write a lot of songs. And for me it’s easy to write songs. So we got together and wrote maybe five songs together. Now his album came out and our album came out. The first suggestion was from him, if we should try to tour together. And I thought it was a great idea. We are friends since the first time we met back in 1993 I think. It’s a Co-Headline thing, everyday we flip a coin to see who is playing last which has worked more in our favour. He got a really good band together and we do play some songs at the end of the shows together. It’s probably the closest thing to a Hellacopters Reunion yet. I think it’s time for that.

Did you ever sing in Swedish in one of your bands or projects as Robert (former Hellacopters member) does in his Band Dundertaget / Thunder Express?

No, I want people outside listen to us. I know it would be weird for people to listen to Swedish spoken lyrics. And also I only listen to songs in English, everything. I listen to a lot of different kinds of music. It’s basically English spoken music. So it doesn’t make much sense for me to sing in Swedish. You could only play in Sweden, so like 10 concerts a year, that would be boring. But maybe if I would do it it would be a one off thing. I remember I tried it, we had two songs with the Hellacopters where I sang in Swedish, so it was fun, but different. But I’d rather make a song maybe a version in French or German, I think that would be fun. Like the Beatles did that.

2004 I saw Black Sabbath with their original line-up at Roskilde Festival, and what should I say, it was one of the best concerts I’ve ever been too. Do you have a similar experience, maybe as part of an audience?

When Kiss reformed in 96, that’s the first band I started listen to, so when they got back with their make-up that first time so that was pretty special. I also saw them when I was 8 years old in 1980, with make-up and Fox on the drums, my uncle took me to that show. That was my childhood band, so that was great to see.

P1030431

MC5 had a huge influence in music and if I listen to your music they also influenced you, I guess. How was it to tour with them as a member of the band 2004?

Oh, obviously that’s amazing that they actually asked me. But I think it’s weird. Because when we started with the Hellacopters we talked about MC5 all the time. We had MC5 T-shirts and talked about them in interviews, so maybe those all MC5 records started to sell a little bit in Sweden, and I think that’s because maybe of us. Maybe. Then I remember we met Wayne Kramer in L.A. when we played there with them with the Hellacopters, we got to know him, and he knew I was a huge fan and I think he knew that I could play all the songs, so he asked me if I wanted to be part of that one tour, he actually asked me for more tours. It was an amazing time, to play with those legends.

What are you doing the last hour before going on stage? Do you have any rituals?

I’m bad in rituals. Well we put on the other clothes for the stage. Because when you’re on tour you have the dirty clothes and sweaty stuff.

Do you have somebody who washes your clothes?

No, I try to. I think you need to be a step up to have someone else wash your clothes (laughs). No, we don’t have any rituals. I think Thomas the drummer does some stretching before the show. And yeah, we do this hand-thing before the show.

Ok, like this team building thing?

Yeah, we try. Because with the Hellacopters we didn’t do that. We were like OK, let’s go to the stage. And with this band I was like let’s do something, so we do this.

Thank you Nicke, it was great to meet you, have a nice show tonight and Rock’n’Roll!

Unfreundlich – was wir?

Letzhin las ich den Tagi Online. Arrogant wie es sich für eine Zürcherin gehört, lese ich den Zürich Teil immer zuerst. Und was las ich da? Zürich ist bei einer Umfrage auf der Reiseplattform Trip Advisor punkto Freundlichkeit auf Platz 34 von 40 weltweiten Destinationen gelandet. Fazit: Durchgefallen!

unfreundlich

Ehrlich gesagt, überrascht war ich ob des Ergebnisses überhaupt nicht. Die Unfreundlichkeit scheint uns schon in die Kinderwiege gelegt. Wie sonst erklären Sie sich, liebe Leser, das rücksichtslose Geschrei und Geheule kleiner Kinder im Tram? Als sei es Absicht schreien diese uns ungehemmt fast das gerade auf Standby gestellte Hirn weg. Plötzlich fahren wir wieder hoch, der ganze Stress aus dem Bürolistenalltag kommt in uns hoch.

Gopfertami Siech! Heute hat ja wieder gar nichts geklappt, den überpünktlichen Bus früh morgens verpasst, zu spät in die Sitzung geschneit, die nervige Sekretärin erzählt uns weinend, dass sie die Grundstückgewinnsteuererklärung früher noch selber habe machen dürfen, heute macht dies Frau Esli aus der Schnaddertantenabteilung. Fragt sich mal jemand wofür diese überhaupt angestellt sind? Türe auf und los geht’s! Das Geschnatter übertönt so manches Telefonklingeln, jetzt schnell durch und in möglichst keine Gespräche reinhorchen, sonst wird man noch Zeuge unrechtmässiger Abläufe im Büro.

Schnell kopieren, 2x. Mist, das rote Lämpchen leuchtet. Kein Papier! Links geschaut, rechts geschaut, schon zu spät. Frau Bürli eilt herbei „Häts kei Papier meh im Kopierer?“ „Nei, s’Fach isch leer“, „Haj, scho wieder? Jetzt bin ich doch erscht grad im Cheller gsi zum Papier hole, wer kopiert denn da so viel, sapperlott?“ Keine Ahnung, Frau Rumsitz, es schadet dir bestimmt nicht, wenn du deinen überdimensionierten Bürolisten-Popo in den Keller bewegst!

Naja, denkt man sich zumindest. „Keine Ahnung, Frau Bürli. Ich werde demfall neues Papier holen gehen.“ Chasch dänke, als habe man Zeit für sowas. Schnell aus dem Schnatterraum raus und beten, dass man heute nicht nochmals rein muss. Dann staucht einen noch der Chef zusammen, weil man erstens zu spät an die Sitzung kam und zweitens irgendwelche Zahlen nicht stimmen. Natürlich weiss man, dass diese sehr wohl stimmen, man behält es aber für sich, um jeglicher Diskussion aus dem Weg zu gehen. Man hat ja schliesslich gelernt, dass man den Chef einfach ein bisschen in Ruhe lassen muss, dann kommt er meist selbst darauf, dass der Fehler bei ihm war, ist wohl auch irgendeine Umkehrpsychologie. Es gibt nur wenige Chefs, die einen Fehler ihrerseits zugeben würden, oft wird phantasievoll ausgeschmückt und in Kreisen geredet bis dem Angestellten schwindlig wird, erst später am Pult bemerkt er dann „Aha, ich han ja doch Recht gha!“.

Mittags waren dann die Penne all’Arrabiatta beim Take-Away-Italiener nebenan schon alle weg (schade gibt’s sowas nicht, ein Italiener to go, da hätte so manch Schweizerin, die ja wissentlich auf „heissi füürigi Südländer“ stehen, ihre Freude). Für uns blieb nur noch eine vertrocknete Fociacca übrig. Was will man nach so einem Tag? Genau, möglichst schnell nach Hause, unbehelligt und ungestört. Ja nicht noch die ehemalige Mitschülerin aus der Kantonsschule beim Bahnhof Hardbrücke antreffen oder irgendwo in die oder den Ex knallen, keine Lust auf Smalltalk. Sowieso unverständlich die Mitfahrenden, die nach Feierabend noch zwanzig Minuten den ganzen Tag runterrattern, als seien sie sieben Jahre alt und hätten gerade ihren ersten Schultag hinter sich. Da sitzt man dann, horcht seit gequälten sieben Minuten den zwei piepsenden Damen zu, weil man seine Kopfhörer im Morgenstress vergessen hatte, als plötzlich ein horrendes Schreien sirenenartig losheult. Ein rücksichtslos schreiendes Kind. Da platzt einem doch innerlich der Kragen, den man schon längst geöffnet hat. Wer fragt sich da noch, weshalb wir unfreundlich sind?

Man steigt innerlich brodelnd ein paar Stationen früher aus in der Hoffnung im nächsten Tram seine Ruhe zu finden. Endlich an der heimatlichen Haltestelle angekommen, fällt einem dann noch ein, dass im Kühlschrank inklusive Gefrierfach wüstliche Dürre herrscht. Also noch kurz in den Coop oder von mir aus in die Migros. Tiefkühlpizza gefunden, ab zur Kasse. Die Spannungskurve steigt. Es gibt ja so ein geniales neues Anstehsystem an den Migros- und Coopkassen. Gelbe Linien am Boden machen den Käufer darauf aufmerksam vor der Linie zu warten bis eine Kasse frei wird.

Man beachte, es geht um die Schlange im Hintergrund, nicht um die Betty Bossi 9.90Fr. Aktion. Kann jemand lesen, was da steht? Vor lautem Anstehkrampf entgehen einem ja noch die guten Aktionen.
Hat jemand das Gefühl, dass sich irgendjemand daran hält? Wir sind zu Beginn noch brav hinter der Linie stehen geblieben, aber was dann passiert, ist an Dreistigkeit fast nicht mehr überbietbar. Der klassische Rüpel nimmt zuerst Blickkontakt mit dem brav Anstehenden auf, schaut auf das Körbli, stellt sich dann statt hinter den Brävi, einfach mal neben ihn hin und sobald weiter vorne eine Kasse frei wird eilt er stinkfrech vorbei und stellt sich vorne an der Kasse wieder hin. Andere drängeln sich weniger unauffällig einfach vorbei, schliesslich ist die Schlange weiter vorne ja weniger lang. Hat man also realisiert, dass das neue Anstehsystem nicht funktioniert, wird man selber zum unfreundlichen, rücksichtlosen Vordrängler. Die Kasse das Ziel, die Mitanstehenden die Hürden, die es möglichst schnell zu umkurven gilt. Wir sind schliesslich keine Roboter, sondern emotional geladene Menschen, immer gestresst und immer zu spät dran. Gibt man dem Menschen mehr Freiheit, nutzt er diese aus. Das wussten doch schon meine Eltern, aber die Coop und Migroschefs sind wohl Ausnahmen. Sie glauben wohl noch an das Gute im Menschen, an die Freundlichkeit. Wahrscheinlich sind sie eben auch nicht die, die spätabends nach einem gestressten Tag in der Schlange stehen und von etlichen Pinguinen überholt werden. Wieso beschwere ich mich? Fahren wir doch Auto und bestellen unser Essen via home delivery.

Wieso Zürcher Frauen dann noch als besonders arrogant herausstechen, ist wohl selbstredend? Es ist einfach keine Zeit da mit jedem ein Pläuderchen zu halten. Man drängelt sich einfach bis zum Hauptgewinn vor. Kein „Entschuldigung“, „Tuetmer leid“, sondern stummes Vorbeirauschen. Man muss sich damit abfinden. In Zürich herrscht noch Arbeitsmoral. Wir sind München, Ihr seid Berlin oder wir sind Deutschland, Ihr Griechenland. “Schaffe, schaffe, büeze, büeze, Bätzeli verdiene, nüteli fründlich sii!”

Ademessi

GRÜNAU – ZU BESUCH BEI ERHAN

Die einzige Einkaufsmöglichkeit in Grünau ist die Migros Voi. Geschäftsführer Erhan Erman (32) setzt alles daran, dass es den Quartierbewohnern an nichts fehlt; Bei ihm gibt es neben dem üblichen Migros-Sortiment auch Wein und Alkohol.

Beitrag von Barbara Hefti und Nadja Hauser

erhan

Dass wir Erhan aufspürten und ihn um ein Gespräch baten, hat eine Vorgeschichte. Bei ersten Besuchen im Quartier hörten wir uns um, welche Personen das Leben hier mitprägen oder Veränderungen ins Quartier gebracht haben. Dabei erzählten uns viele von der alten Migros Fundgrueb Filiale, der einzigen Einkaufsmöglichkeit im Quartier und wie heruntergekommen diese früher war. „In Grünau kann man das ja machen!“ sagten viele zynisch. Umso erfreuter erzählten die Einwohner von der neu eröffneten Migros-Filiale und von Erhan, dem Geschäftsführer.

Erhan ist jemand, den man im Quartier kennt, sein Name ist jedem ein Begriff. Eines sonnigen Tages spazierten wir zur Migros, die von aussen nicht direkt als solche erkennbar ist, das Logo ist kein oranges „MIGROS“, sondern ein grünes „MIGROS VOI“. Drinnen sieht es dann dafür umso mehr nach Migros aus, ausser dass es eine integrierte Kiosktheke gibt, an der man Zigaretten und Glückslose kaufen kann. Eine Verkäuferin schickte uns zum benachbarten Bistro Grünau, wo wir Erhan in seiner Mittagspause überraschten, worauf er uns über sein Ladenkonzept und seine Sicht auf die Grünau erzählte.

Erhan, viele kennen die Migros Voi nicht, was steckt dahinter für ein Konzept?

Die Migros Voi ist ein neues Franchising Konzept der Migros, der Name Voi kommt vom Italienischen „per voi“, was „für Sie oder für Euch“ bedeutet. Anders als in normalen Migrosfilialen dürfen wir hier auch Alkohol und Zigaretten verkaufen.

Dreht sich Gottlieb Duttweiler nicht im Grabe um, wenn er das hört?

(Lacht) Nein, Herr Duttweiler hat ja selber geraucht und getrunken, er hat dies einfach in seinen Statuten so festgelegt, dass in den Migros Filialen weder Alkohol noch Zigaretten verkauft werden dürfen und das ist noch heute so. Die Migros Voi aber ist ein neues Konzept. In der heutigen Gesellschaft machen Tabak und Alkohol einen grossen Marktanteil aus. Deshalb befindet sich meist neben einer Migros- eine Dennerfiliale*.

*Denner gehört seit 2007 dem Migros-Genossenschafts-Bund.

Was unterscheidet deinen Laden sonst noch von typischen Migrosfilialen?

Die VOI-Filialen bieten nebst dem Migros-Sortiment noch weitere Markenartikel des täglichen Bedarfes. Das Personal kümmert sich persönlich um den Einkauf der Rollstuhlkunden. Gelegentlich kommt es auch vor, dass wir betagten Kunden nach telefonischer Bestellung den Einkauf nach Hause bringen. Wir sind näher beim Kunden und können oft auf einzelne Wünsche eingehen.

Du bist 32, bereits Geschäftsführer und Franchisenehmer und hast deinen eigenen Lebensmittelladen in Grünau. War das schon immer dein Traum?

Nicht wirklich. Ich bin im Glarnerland aufgewachsen und als es in der Oberstufe um die Ausbildung ging, wollte ich unbedingt eine Bankenlehre machen und mit Finanzen zu tun haben. Trotz guter schulischer Leistungen hat es für diese Ausbildung nicht gereicht. Im Nachhinein ist es zu einem Traumjob geworden. Wieviele haben schon die Gelegenheit einen so abwechslungsreichen Job zu bestreiten und so viel vom Quartier mitzubekommen.

Du siehst tatsächlich nicht wie ein typischer Glarner oder Innerschweizer aus.Wo kommst du her?

Meine Mutter ist in Bulgarien geboren, mein Vater stammt aus der Türkei. Sie kamen während der Hochkonjunktur in den 60er, 70er-Jahren als Hilfsarbeiter in die Schweiz. Mein Vater arbeitete seinen erlernten Beruf als Werber in der Textilbranche, meine Mutter war Au-Pair-Mädchen. 1979 heirateten sie in Vaduz in Liechtenstein.

Das mit der Banklehre klappte nicht. Wofür hast du dich dann entschieden?

Als ich einmal mit meiner Mutter in der Migros einkaufen war, sprach mich diese darauf an, bei der Migros eine Lehre zu beginnen. Ich sagte zu ihr „Ich will nicht eidgenössisch diplomierter Büchsenbieger werden.“ Ein Büchsenbieger ist ein Büchsenstapler. Irgendwann wurde es dann aber ernst und ich musste eine Lehre beginnen, also machte ich die dreijährige Detailhandelsfachmann-Lehre bei der Migros. Nach einer internen Kaderausbildung wurde ich mit zwanzig Jahren der jüngste Bereichsleiter und hatte bereits zehn Mitarbeiter unter mir, die teils im Alter meines Vaters waren. Das war eine sehr spannende Zeit für mich. Dann ging es recht schnell vorwärts. Mit dreiundzwanzig war ich Verkaufsförderer und zuständig für das Marketing, dann Centerleiter Stellvertreter in Rapperswil und später in Uster West. Schon bald habe ich innerhalb der Marketingabteilung 34 Filialen im Foodsortiment betreut. Das machte ich fünf Jahre bis ich hierher kam.

Was genau führte dich hierher?

Aus der Marketingarbeit kannte ich die alte Migrosfiliale „Fundgrueb“ hier in Grünau. Diese war unorganisiert, sehr klein, aber voll mit riesigen Familienpackungen und reduzierten Artikeln. Ich sagte damals zu mir: Das kann es nicht sein. Einerseits ist es gut und recht aufgrund des sozialen Umfelds, aber es gibt hier auch kaufkräftige Kunden, die Wert auf Qualität und Herkunft der Produkte legen. Wir haben hier mittlerweile eine gute Durchmischung, der Ausländeranteil ist bei etwa 56%. Intern erfuhr man dann, dass die Migros diesen Standort aufgeben und es stattdessen mit dem Franchising Konzept Migros Voi versuchen wolle. Dafür suchte die Migros einen Franchisenehmer. Ich habe mein Interesse bekundet und musste mich gegen 72 Mitbewerber durchsetzen. Tatsächlich wählte man mich aus, und ich eröffnete die neue Filiale am 19. April 2012. Die Freude war gross.

Was sind die grössten Veränderungen, die du hier umgesetzt hast?

Das Problem der Grünau ist, dass vieles weit entfernt ist. Grünau ist ein Bermudadreieck, eingeschlossen zwischen Autobahn, Europabrücke und der Limmat. Du musst also entweder die Autobahn und Strassen überqueren oder über die Brücke, um hier rauszukommen. Daher versuche ich das Allernötigste hierher zu bringen. Mir war zum Beispiel wichtig, dass es hier eine Post gibt. Es gibt auch keine Apotheke. Wir haben neulich mit der Zürcher Kantonalbank abgeklärt, dass ab August 2013 auch ein Bankomat, welcher 24 Stunden genutzt werden kann an der Hausfassade installiert wird. Somit bekommt das Quartier einen weiteren Mehrwert. Den Bewohnern entfällt der Weg auf die andere Seite der Autostrasse.

Wohnst du auch hier im Quartier?

Nein, ich wohne in Altendorf im Kanton Schwyz. Ich könnte es mir theoretisch schon vorstellen hier zu wohnen. Aber meine Familie lebt in der Nähe meines Wohnorts und hier wäre der Abstand von Beruf und Privatleben zu gering.

DEUTSCHES SCHWARZBROT UND BALKANPRODUKTE

Wie erlebst du das Quartierleben, kennt man sich?

Ja, auf jeden Fall. Das ist ein riesiger Vorteil hier, auch ich kenne sehr viele Leute. Durch Kundengespräche habe ich als Quartierversorger die Möglichkeit mein Sortiment anzupassen. Wir haben letzthin ein deutsches Schwarzbrot eingeführt, das sehr gut bei den Kunden ankommt. Wir sind auch daran mehr deutsche Produkte und ein Balkan-Sortiment aufzunehmen und das Sortiment an die Bevölkerung anzupassen.

Was hattest du für ein Bild von der Grünau bevor du dein Geschäft hier eröffnet hast?

Ich habe einiges aus der Vergangenheit mitbekommen und auch darüber gelesen. Ende der 60er waren eher die Randständigen der Stadt hier zuhause. Mit dem Abriss der alten Häuser an der Bernerstrasse und der neuen Überbauung hat sich vieles geändert. Was wir hier haben, ist der hohe Ausländeranteil. Von Portugiesen, Spaniern, Türken über Italiener, Deutsche und Menschen aus den Balkanländern hast du hier alle Nationen vertreten. Das Schöne ist, ich erlebe hier ein Untereinander. Keine Diskriminierungen, keine Beleidigungen. Einfach ein schönes Miteinander. Einen grossen Beitrag zu diesem vorbildlichen Umgang leistet das GZ. Es ist es, wo Veranstaltungen organisiert. Möglichkeiten schafft, wo unterschiedliche Kulturen miteinander ein Quartierfest zusammenstellen und wo wir Laien zum Genuss von Köstlichkeiten aus weiter Ferne naschen.Für die Kids Spielnachmittage zusammenstellt. Die GZ sorgt für das gute Gemüt im Quartier.

Schaust du auch bei der Zusammensetzung deiner Angestellten auf soziale und kulturelle Durchmischung?

Ja, darauf schaue ich schon. Bei mir arbeiten Schweizer, Italiener, Portugiese, Spanier und Türken zusammen. Auch soziales Engagement ist mir wichtig. Meine beiden Lehrlinge haben nach der Schule keinen Anschluss gefunden, beide kommen aus schwierigen Situationen. Ich gebe ihnen eine Chance, sie müssen sich aber auch anstrengen, so erwarte ich, dass sie pünktlich zur Arbeit kommen und pflichtbewusst sind. Und ich akzeptiere keine Schulnote unter 4.5. Bei meiner Lehrlingsbeauftragten haben sie noch zusätzlichen Unterricht. Ich weiss, dass es schwierig ist, aber ich denke es kommt irgendwann zurück.

Wie sieht deine Arbeitswoche aus?

Regale auffüllen, Bestellungen absetzen, Lieferungen entgegennehmen. Mit den Kunden einen Schwatz halten. Lehrlinge betreuen. Ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter haben. Nach knapp einem Jahr hat sich einiges eingespielt, sodassich mir auch meinen Freiraum schaffen kann und meinen Freizeitaktivitäten nachgehen kann. Am Anfang war es sehr anspruchsvoll. Aller Anfang ist schwer und teils steinig. Der Wille und das Vertrauen an das Team machen mich heute stolz.

Wie gehst du als Privatperson mit dem Stress um?

Im Moment passt es, aber ich hoffe schon, dass sich das mittelfristig einpendeln wird und ich mein Pensum auf eine 50-Stunden-Woche reduzieren kann. Damit eben auch noch Zeit für Sport und Privatleben bleibt. Kraft geben mir der Sport einerseits und natürlich meine Familie und Freunde.

Wie sieht es mit der Kriminalität in Grünau aus, spürst du davon etwas?

Also Menschen mit Waffen habe ich noch nie gesehen. Ich denke, es ist ein Vorurteil oder es wird so wahrgenommen. Von Kriminalität kann ich nichts erzählen. Wir sind alle friedliche und freundliche Menschen, welche mit Respekt und Anstand zueinander stehen.

GRÜNAU – Das vergessene Bermuda-Dreieck

Seit Dezember 2012 fährt die ursprünglich als Provisorium geplante Tramlinie Nr. 17 vom Zürich Hauptbahnhof in ein Quartier, das kaum einer kennt und erst seit der Tramdebatte die Aufmerksamkeit erhält, die es schon lange fordert – Die Rede ist von Grünau.

Spricht man mit wohnungssuchenden Zürchern – und wir Zürcher sind ja irgendwie immer auf Wohnungssuche – dann fällt einem folgende Gemeinsamkeit auf: Alle deaktivieren auf den Online-Suchportalen die Häkchen bei immer den gleichen Quartieren: Es sind Quartiere, in denen die Wohnungssuchenden nicht leben möchten, weil sie entweder abgelegen sind wie Leimbach, Affoltern oder Witikon. Oder weil sie als Problemquartiere abgestempelt unbeliebt sind, so wie Seebach oder Schwamendingen – oder eben Grünau.

grünau

Dabei könnte man doch annehmen, die Grünau sei ein Idyll in Stadtnähe. Man denkt an grüne und wilde Natur, an sonniges Wetter, fröhliche Farben, zwitschernde Vögel, vielleicht an Gewässer und vor allem an Ruhe. Warum aber wollen wir dort nicht wohnen? Wir haben uns aufgemacht, ein Quartier zu entdecken, das uns, und so geht es vielen Zürchern, gänzlich unbekannt war.

Mit dem Tram Nr. 17 fahren wir vorbei an kleinen herzigen Arbeiterhäuschen, an der Überbauung Kraftfeld, vorbei an der Stadionbrache und dann plötzlich sind wir da – Haltestelle Grünaustrasse. Vor uns eine schier endlos lange, kurvenlose Strasse, deren rechte und linke Seite statt alter Arkaden alte Wohnblöcke zieren. Grau in Grau – das Wetter ist schlecht – heisst uns Grünau willkommen.

Wir werden in einer kleinen Serie Quartierbewohner und Menschen, die sich im Quartier engagieren oder dort arbeiten vorstellen, denn sie sind es, die der Grünau Leben einhauchen.

Um die Aussagen der Einwohner besser verstehen zu können, muss man ein paar Dinge wissen. Viele Bewohner bezeichnen ihr Zuhause als Bermuda-Dreieck. Das Quartier Grünau ist abgeschottet wie eine Insel. Im Norden wird es durch die Limmat begrenzt, gleich dahinter befindet sich die Werdinsel, wo sich viele Zürcher am Wochenende in die Sonne legen und sich vom stressigen Alltag erholen. Im Osten begrenzen die Sportplätze Hardhof und die Europabrücke das Quartier. Und im Süden schneidet die Autobahn A1 das Quartier ab – der Lärm ist oft Gesprächsstoff im Quartier. Schon seit vielen Jahren wird eine Lärmschutzwand vom Quartier gefordert, aktuell ist der Bau der Lärmschutzwände auf 2015/2016 geplant. Neben dem Lärm ist ein anderes grosses Problem der Gestank.

Bei der Endhaltestelle des 17ers befindet sich die Klär- und Verbrennungsanlage Werdhölzli. Das gesamte Abwasser der Stadt Zürich wird dort gereinigt, rund 80 Millionen Kubikmeter Abwasser – die Hälfte des Wasservolumens des Greifensees. Und es kommt noch mehr! Das Stimmvolk beschloss am 3. März eine Erweiterung: Für 68 Millionen wird eine zentrale Klärschlammverwertungsanlage gebaut. Dann würden nicht mehr nur städtische Abwasser hier gereinigt, sondern der Klärschlamm aus dem ganzen Kanton würde mit zusätzlichen 1‘000 LKWS hierher verfrachtet. Die Wohnungen in Grünau sind entsprechend günstig, der Ausländeranteil sehr hoch und die soziale Durchmischung gering.

Abgegrenzt von anderen Quartieren leben die Bewohner ohne Poststelle, Apotheke und ohne eigenen Bankomat, den man dort eigentlich auch nicht braucht. Denn eine Shoppingmeile sucht man hier vergebens. Verwöhnte Louis-Vuitton-Töchter würden hier wohl eingehen. Es gibt kein einziges Kleidergeschäft, keinen Schuhladen und keine Boutiquen. Die einzige Einkaufsmöglichkeit ist die Migros Voj. Der Geschäftsführer setzt alles daran, dass es den Quartierbewohnern an nichts fehlt; Bei ihm gibt es neben dem üblichen Migros-Sortiment auch Wein und Alkohol. Denn auch in Grünau wollen die Menschen Feste feiern. Sogar seine Post aufgeben und abholen, oder Glückslose kaufen kann man in der etwas anderen Migros.

Auch plagt die Bewohner von Grünau die Angst vor Kriminalität und Gewalt. Denn demnächst werden auf dem Areal gleich neben dem bestehenden Asylzentrum Verrichtungsboxen aufgestellt.

Wie die Menschen im Quartier dennoch einen Weg gefunden haben, trotz allen Widrigkeiten, ein familiäres und herzliches Quartierleben zu führen, zeigen meine Porträts.

 

«DAS GEROLDAREAL LEBT VON DER ZWISCHENNUTZUNG»

SP-Gemeinderätin Kathrin Wüthrich im Interview

 

wüthrich

Seit fünf Jahren vertritt die SP-Gemeinderätin die Stadtkreise 4 und 5. Im Quartier sucht die langjährige Gewerkschafterin und Primarlehrerin regelmässig den Kontakt zur Bevölkerung im Rahmen von «s’Bescht für Züri-Wescht».

 

Frau Wüthrich, was bedeutet Ihnen das Amt als Gemeinderätin?

Ich kann meine Ideen und meine Haltung innerhalb der SP einbringen. Darüber hinaus kann ich im Gemeinderat Themen setzen und vorbringen, was ich gut oder weniger gut finde.

Was hat Sie dazu bewogen sich politisch zu engagieren?

Die Frauenbewegung. In der Kantonsschule in Wattwil organisierten wir einen Frauenstreiktag. Das war sicher ein Ereignis, das mich politisiert hat. Später habe ich mich berufspolitisch durch meinen Beruf als Lehrerin gewerkschaftlich engagiert.

Wieso politisieren Sie für die SP?

Nebst der SP hätte ich mir auch vorstellen können für die AL zu politisieren. Ich habe aber das Gefühl, in der SP kann man mehr bewirken. Ich möchte in einer Partei sein, in der man mitreden kann und nicht wie in der AL fast nur Oppositionspolitik betreiben.

Wie viel Zeit nimmt das Amt in Anspruch?

Viel Zeit. Die politischen Aktivitäten entsprechen etwa einem 20-30%-Pensum. Daneben bin ich aber noch Präsidentin des vpod Stadt und Institutionen Zürich und hauptberuflich Primarlehrerin einer 3. Klasse in Oberengstringen. Als ich Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission war, nahm die Politik noch mehr Zeit in Anspruch.

*vpod: Verband Personal Öffentlicher Dienste

Was sind Ihre politischen Schwerpunkte?

Gleichstellung und Personalpolitik. Ich engagiere mich auch quartierpolitisch. Angelo Barrile und ich organisieren im Rahmen von „s’Bescht für Züri-Wescht“ Diskussionsrunden im Bernoulli. Wir flyern im Quartier und laden die Quartierbewohner zum Gespräch ein.

Mit welchem Ziel?

Ziel ist es, näher an die Bevölkerung und deren Anliegen heranzukommen und einen Dialog zu führen. Wir hören zu, beantworten Fragen und stellen Kontakte her.

Mit was für Anliegen kommen die Leute zu dieser Veranstaltung?

Einmal kam ein Mann zu mir und sagte „Ich will einen Denner! Ich möchte Alkohol einkaufen können“. Die Anliegen der BewohnerInnen machen uns bewusst, dass es gewisse Dinge in Zürich-West einfach nicht gibt. Andere sind zu uns gekommen mit dem Anliegen, eine Genossenschaft gründen zu wollen. Wir haben diesen die nötigen Informationen gegeben und sie an die zuständigen Stellen verwiesen, die sie in ihrem Anliegen unterstützen können.

Und wie führt man ein Anliegen aus der Bevölkerung politisch fort?

Verschiedene Anliegen habe ich Stadtrat André Odermatt weitergeleitet . Wir haben gemeinsam diskutiert, was es hier in Zürich-West gibt und was nicht. Wir machen nicht immer gleich einen Vorstoss, aber es sind wichtige Denkanstösse für uns PolitikerInnen und sie regen zu politischen Diskussionen an.

Was verbindet Sie mit Zürich-West?

Ich selber wohne bei der Bäckeranlage und nicht in Zürich-West, aber ich habe viele Bekannte hier und mein Arbeitsweg führt durch das Industriequartier, ich fahre oft fast täglich mit dem Velo durch und es ist mein Wahlkreis.

Was finden Sie denn nicht gelungen in Zürich-West?

Die vielen Clubs und die vielen teuren Wohnungen sehe ich als potentielle Gefahren. Am wichtigsten ist eine gute Durchmischung; es reicht, wenn es nur ein Gebäude mit Luxushotel und teuren Wohnungen gibt. Viele QuartierbewohnerInnen stören sich am Lärm und Dreck.

Was hingegen gefällt Ihnen gut?

Die Wohnüberbauung Kraftwerk, dass die Hochschule der Künste hierher ins Toni-Areal zieht und das Geroldareal, ich gehe wahnsinnig gerne ins Helsinki.

Dann stört es Sie bestimmt, wenn das Kongresszentrum auf dem Geroldareal gebaut würde?

Wir haben in der SP5 oft darüber diskutiert. Die Stadt entwickelt und verändert sich. Das Geroldareal lebt von der Zwischennutzung. Wir haben uns in einer Arbeitsgruppe der SP 5 von den möglichen Standorten fürs Kongresszentrum in Zürich-West für das Geroldareal entschieden. Aber auch ich frage mich, ob man überhaupt ein neues Kongresszentrum braucht und was das Quartier davon hat.

Was kann man machen, um gemeinnützigen Wohnungsbau zu fördern?

Wir von der SP haben bereits die Initiative für mehr bezahlbaren Wohnraum in Zürich eingereicht.

Was halten Sie vom neuen Fussballstadion, wollen Sie dieses?

Ich finde, eine Stadt sollte ein Fussballstadion haben. Und der Letzigrund ist kein Fussballstadion. Die Anwohnerinnen und Anwohner und die Stadt haben sich ja jetzt gefunden, das kommt nun hoffentlich gut.

2011 haben Sie ein Postulat eingereicht, demgemäss der Stadtrat prüfen soll, wie an der Hardturmstrasse eine Tempo 30-Zone eingeführt werden kann. Was wurde daraus?

Gerade verkehrspolitisch arbeiten wir mit der GLP zusammen, in diesem Fall habe ich das Postulat gemeinsam mit Gian von Planta (GLP) eingereicht . Dieses Postulat ist schon bald auf der Traktandenliste im Gemeinderat, das ist pendent und kommt noch.

Im April 2012 haben Sie eine schriftlichen Anfrage zur quartierbezogenen Nutzung des geplanten Kongresszentrums gestellt. Worum ging es in Ihrer Anfrage?

Bei Einreichung der schriftlichen Anfrage dachten wir noch, dass die Stadt viel schneller ein konkretes Datum für den Baubeginn bekannt geben würde. Uns war bei diesem Anliegen einfach wichtig, klar zu stellen, dass beim Bau eines neuen Kongresszentrums auf die QuartierbewohnerInnen und deren Bedürfnisse Rücksicht genommen werden muss.

Letztes Jahr haben Sie gemeinsam mit Simone Brander (SP) eine schriftliche Anfrage an den Stadtrat gestellt. Sie nehmen darin Bezug auf einen Beitrag im Magazin für Fahrkultur und kritisieren die VBZ-Thesen zur Frauenpolitik im öffentlichen Verkehr. Was war Ziel dieser schriftlichen Anfrage?

Es ging uns nicht darum, wie fälschlicherweise im «Magazin» behauptet, eine Frauenquote einführen zu wollen. Wir haben uns schlichtweg über so manche Aussagen in der VBZ-Publikation geärgert. Es ist auch ein gewerkschaftliches Anliegen. Der Stadtrat, die VBZ und die zuständigen Stellen sollen sich fragen, ob ein ellenlanger Kriterienkatalog nötig ist, was eine Sozialarbeiterin mit der vermehrten Anstellung von Frauen zu tun hat und wie über die Massnahmen zur Frauenförderung in den VBZ-Publikationen berichtet wird.

2009 haben Sie gemeinsam mit André Odermatt eine Interpellation aufgrund der unakzeptablen Situation am Sihlquai eingereicht. Was hat sich seither am Sihlquai verändert?

Die Situation war für die Anwohnerinnen und Anwohnern nicht mehr erträglich. Die Situation am Sihlquai hat sich dramatisch verschlechtert. Darum haben wir die Interpellation gemacht. Es ging darum, dass das Problem im Gemeinderat traktandiert wird, dass man darüber diskutiert und ein Problem öffentlich macht. Damals wusste die Stadt noch nicht, was man machen soll; man musste darüber diskutieren. Aber jetzt probiert man etwas.

Sie meinen die Verrichtungsboxen und die Parkuhr für Sexarbeiterinnen?

Ja, und die neue Prostitutionsverordnung. Die Situation für Anwohnerinnen und Anwohner ist für mich wichtig, aber die Situation der Frauen ist vor allem prekär.

Haben Sie das Gefühl, es ändere sich etwas?

Auch ich bin skeptisch, aber ich finde einfach, man muss etwas probieren. Nichts machen, ohnmächtig sein, das kann es auch nicht sein. Wichtig ist, dass Fachpersonen miteinbezogen werden. Beim Strassenstrich ist vor allem die Zusammenarbeit mit der FiZ, der Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen, wichtig.

STADT ERWIRBT GRUNDSTÜCK AN DER GEROLDSTRASSE

Der Stadtrat hatte es plötzlich sehr pressant. Die Firma Bürke Immobilien hat der Stadt Zürich ein 3’558 m2 grosses Grundstück an der Geroldstrasse verkauft. In dringlichem Verfahren hat der Stadtrat dem Kaufvertrag zugestimmt.

stadt

HIVE UND YONEX BADMINTON HALLE

Wie in der heutigen Medienmitteilung der Stadt Zürich zu lesen war, befindet sich die verkaufte Parzelle zwischen Hardbrücke, Geroldstrasse, Bahnviadukt und den Gleisanlagen. Auf der jetzt verkauften Parzelle befinden sich das Hive sowie die Yonex Badmintonhalle. Die Stadt übernimmt die bestehenden Mietverträge, die aber gemäss heutigem Stand bereits 2014 auslaufen.

“DAS HIVE TRÄGT SEIT BALD 7 JAHREN ALS CLUB MIT INTERNATIONALER AUSSTRAHLUNG WESENTLICH ZUR STANDORTATTRAKTIVITÄT VON ZÜRICH BEI”, NICOLA SCHNEIDER, HIVE

Das Hive wird den Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt aufnehmen, um diese und andere Fragen zu klären. “Unser Mietvertrag läuft jeweils für ein Jahr und wird ohne Abbruchpläne jeweils um ein Jahr verlängert. Ich rechne noch mit drei bis vier Jahren” sagt Nicola Schneider, künstlerischer Leiter vom Club Hive.

DIE STADT ZÜRICH TRÄUMT WEITER VOM KONGRESSZENTRUM AUF DEM GEROLDAREAL

Das für den Bau des Kongresszentrums benötigte Areal gehört nebst der Stadt Zürich noch drei weiteren Grundstückbesitzern. Seit heute hat die Stadt Zürich nur noch zwei Nebenbuhler. Ein erster wichtiger Schritt in Richtung Kongresszentrum Geroldstrasse ist mit dem Kauf des Grundstücks der Bürke Immobilien bestimmt getan. Übrig bleibt einerseits die Heilsarmee, die ebenfalls ein Grundstück auf dem Areal besitzt und Herr Dr. Georg Mayer-Sommer.

DR. GEORG MAYER-SOMMER

Der weitaus härtere Brocken ist immer noch Landbesitzer Dr. Georg Mayer-Sommer, Chemiker und Besitzer der Siegfried Kahn Tradin AG. Auf seinem Grundstück stehen unter anderem die Clubs Cabaret und Supermarket, deren Mietverträge beide kommendes Jahr auslaufen. Danach werden Läden à la Viaduktbogen und Gerolds Garten entstehen. Trendy, hip und teuer. Das bei vielen Zürchern sehr beliebte Restaurant Rosso befindet sich auf einer Parzelle, die bereits der Stadt Zürich gehört. Dr. Georg Mayer-Sommer verwaltet diesen Teil des Areals und hat den Betreibern des Restaurants damals den Umzug vom Viadukt in die frei stehende Lagerhalle angeboten.

ENTWICKLUNGSGEBIET ZÜRICH-WEST

Die Stadt Zürich hält sich noch bedeckt. Die Parzelle sei für die Stadt Zürich aber auch unabhängig von der Realisierung des Kongresszentrums interessant, weil der städtische Grundbesitz im Entwicklungsgebiet Zürich-West sinnvoll erweitert werden könne.

Was hält Nicola Schneider vom Hive zum Kauf der Parzelle durch die Stadt Zürich?

“Ob gut oder schlecht, hängt einerseits von der Perspektive ab und andererseits davon, welche Schwerpunkte die Stadt setzen wird. Das Gerold-Areal ist eine der mittlerweile selten gewordenen Oasen der alternativen Kunst-Szene mitten in der Stadt. Hier haben neben dem Hive, Cabaret, Helsinki, Rosso, Freitag und der Badminton-Halle auch zahlreiche Künstler und Handwerker ihre Heimat. Dieser Tatsache sollte die Stadt Rechnung tragen. Die Stadt schreibt von sinnvoller Entwicklung. Was wäre sinnvoller als Kultur? Und hier hat Zürich wesentlich mehr zu bieten als “nur” Tonhalle und Opernhaus.”

KAUFPREIS GEHEIM

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Eins steht fest, das Geroldareal ist heiss begehrt. Ein erstes Stück Kuchen hat die Stadt Zürich nun gegessen, satt ist sie vermutlich noch länger nicht.

Link zu Hive: http://www.hiveclub.ch

Link zu Badminton Halle: http://www.yonex.ch

Link zu Siegfried Kahn: http://www.siegfriedkahn.ch

„MIER WESTLER MÜEND ZÄMEHEBE!“

TeleZüri Chef Markus Gilli über Zürich-West und seinen Job

 

markus_gilli

DER TELEZÜRI CHEF IM INTERVIEW

Markus Gilli, die Studios sind seit 1994 auf dem Steinfelsareal. Wie war der Wandel hier auf dem Areal und im Industriequartier?

Also da kann ich Ihnen gleich sagen, das war wie eine Explosion. Im Herbst 1994 sind wir hierher gezogen. Seit 1979 ist Roger Schawinski mit dem Radiostudio dem Kreis 5 immer treu geblieben. Für das Fernsehen haben wir dann einen neuen Standort gesucht, aber auch hier im Kreis 5. Wir haben uns zunächst Räumlichkeiten am Sihlquai angeschaut, aber die waren nicht geeignet. Dann hat Roger Schawinski das Steinfelsareal gesehen und sich für die Räumlichkeiten dort interessiert. Alle haben damals gesagt „Ihr seid total wahnsinnig! Das isch d’Bronx vo Züri! Wie soll ein prominenter Talk-Gast hierher kommen?“ Man muss sich das mal vorstellen, gleich da drüben ist die alte Waschmittel Fabrik Steinfels noch gestanden. Da unten im Hof, wo jetzt die Wohnhäuser sind, war alles überwildert. Brombeerstauden, mitten drin der legendäre Glacé-Garten und nebenan hatte der Balu seine Werkstatt für Vespas. Man war hier wirklich am Ende der City.

Hat man damals geahnt, dass sich das Industriequartier so rasant entwickeln würde?

Nein, man hätte niemals gedacht, dass das mal so wird wie es heute ist. Wenn jemand mir damals gesagt hätte, das wird das prosperierende Wahnsinnszentrum von Zürich, hätte ich gedacht „der ist jetzt aber total übergeschnappt!“.

Wie haben Sie den Wandel des Quartiers erlebt?

Nach Bezug der Räumlichkeiten ging es noch etwa zwei Jahre, dann merkten wir den Wandel langsam. Der Glacé-Garten kam weg, die Brombeerstauden verschwanden und man begann Wohnungen zu bauen. Das war zu einer Zeit, als die Wohnungsnot in Zürich langsam prekärer wurde. Die Verwaltung der damals neu gebauten Wohnungen musste kein einziges Inserat schalten. Noch vor Baubeginn waren alle Wohnungen vermietet.

Das ist der erste Expansionsschritt gewesen. Die haben sehr bald geschnallt, dass es trendig ist, hier zu wohnen. Oben hat man Lofts ausgebaut. Es sind immer mehr urbane Leute mit Geld hierher gezogen. Aber sonst war hier noch nichts.

Haben sich die Mietzinse für Ihre Räumlichkeiten erhöht als das Quartier immer trendiger wurde?

Nein, wir hatten Glück, wir haben einen kulanten Vermieter. Es wurde gar nicht so wahnsinnig viel teurer. Ich habe auch immer das Gefühl, die danken TeleZüri ein bisschen. Wir waren die ersten, die hier herunter gekommen sind. Ohne kugelsichere Weste (lacht)*. Ja, ich denke, wir konnten damals ein bisschen den Trend angeben. Ich meine, heute ist es wahnsinnig hier, überall in der Umgebung diese Hochhäuser die gebaut werden.

(*Gilli spielt damit auf die Langstrassen-Serie des Schweizer Fernsehens an, in welcher sich Moderation Eva Wannenmacher nicht entblödete, mit kugelsicherer Weste aufzutreten.)

Wie finden Sie die Entwicklung hier im Industriequartier?

Hoch spannend, super. Ich bin selber ein urbaner Mensch. Ich liebe Städte. Es ist prosperierend, wenn man hier am Abend nach Hause geht oder morgens herkommt.

Wohnen Sie denn auch hier im Kreis 5?

Nein, im Kreis 8, dort passiert eher das Gegenteil. Es hat immer mehr Rechtsanwälte. Was man aber auch sehen muss, ist, dass die Mietzinse hier im Industrieareal enorm sind. Diese steigen ständig. Natürlich ist das auch im Kreis 8 so. Was aber hier im Vergleich zum Seefeld nicht gerade eine positive Entwicklung ist, sind die Wochenenden. Da hat man hier einfach Halligalli. Ich könnte mir von daher nicht vorstellen, hier zu wohnen „wil den pennsch eifach bis am Sunntig nöd.“ Dazu kommt, dass ich sehr wahrscheinlich auch einfach zu alt bin. Und dann der Abfall und Dreck. Durch das, dass sich hier so viele Clubs angesiedelt haben, hören Sie von Freitagabend bis Sonntagmorgen auch des öfteren Polizei-Sirenen.

Aber Sie haben nicht das Gefühl, dass die Clubs alle verschwinden und das Gebiet so auch zum Anwaltsgebiet werden wird wie der Kreis 8?

Das würde ich nicht ausschliessen. Bis jetzt hat es noch gar keinen Rechtsanwalt hier. Ich habe zumindest noch keinen gesehen. Banken und sonstiges Gewerbe sind hier. Aber die Gefahr besteht natürlich, dass es immer chicer wird. Die erste Adresse ist dann nicht mehr die Dufourstrasse 35, sondern vielleicht Bahnhof Hardbrücke. Was wir festgestellt haben: Alternative Sachen sind bereits nicht mehr hier.

Wie würden Sie Zürich West mit Stichworten beschreiben?

Aufregend, spannend, leicht hektisch. Manchmal. Was noch nicht gelöst ist, ist das ganze Verkehrsproblem. Wir sind ja enorm darauf angewiesen, dass wir nicht im Stau stehen. Und es hat zu wenig Parkplätze. Freitagabends haben Sie hier nur Suchverkehr von Aargauern, die einen Parkplatz suchen. Aber sonst finde ich es architektonisch hochspannend hier. Zum Beispiel der Schiffbau, wo ich gerade gestern ein Geschäftsessen hatte. Die anderen Gäste waren alle begeistert: Diese Kombination von alt und neu, das moderne Restaurant, der Kronleuchter in den alten Fabrikhallen.

Das Hektische passt ja auch ein bisschen zu Ihrem Beruf?

Ja sicher, mir würde es in der Industriezone von Regensdorf ziemlich langweilig werden (lacht). Und wir haben für Tele Züri hier natürlich einen idealen Ausgangspunkt. Wir haben das Tram, den direkten Autobahnanschluss, den Bahnhof Hardbrücke. Ich könnte mir keinen besseren Ort vorstellen.

Wie ist die Resonanz Ihrer Gäste?

Alle Reaktionen sind sehr positiv. Alle finden es sehr spannend. Viele kommen mit der ÖV. Unsere Gäste haben hier immer ein bisschen die Alternative zum hässlichen Standort der SRG. Die sind ja dort auf der Wiese bei der Kehrichtverbrennungsanlage, okay, die haben wir hier zwar auch. Es ist hier zentraler, es ist urban. Natürlich könnten wir Geld sparen und irgendwo in Dürnten auf einer Wiese unser Fernsehen machen, aber das wäre nicht das Gleiche. Hier erleben wir Geschichten, wir erleben Menschen. Das ist für Journalisten unglaublich wichtig.

Hätten Sie sich als Kind vorstellen können, dass Sie einmal beim Fernsehen landen?

Nein, meine grosse Liebe war das Radio. Von Kindsbeinen an war das für mich das Grösste. Als ich fünf Jahre alt, haben mir meine Eltern im Franz Carl Weber ein Mikrofon und einen Lautsprecher gekauft. Das haben sie dann bald schwer bereut (lacht), weil ich als kleiner „Chnopf“ dann die ganze Zeit Radiosendungen gemacht habe. Ich war zwanzig Jahre beim Radio und kam dann eher zufällig zum Fernsehen.

Was fasziniert Sie jetzt so am Fernsehen?

Der grosse Unterschied ist, Radio ist viel intimer. Wenn Sie im Studio sitzen, eine Sendung moderieren, eine Diskussion leiten, dann hat das etwas Intimes. Früher hat es nur eine Reaktion gegeben, wenn ich im Jelmoli an der Kasse meine Kreditkarte hinhielt. Dann hiess es von der Kassiererin „dieser Name kommt mir bekannt vor, sind Sie nicht beim Radio?“. Die frühere Radiomoderatorin, Elisabeth Schnell, war dreissig Jahre beim Radio und sie war eine Ikone dort. Sie hat einmal gesagt, dass sie nach einem zwanzig Sekunden Fernsehauftritt beim Schweizer Fernsehen hundertmal mehr Reaktionen erhielt als für ihre dreissig Jahre Radioarbeit. Fernsehen ist einfach frontal, das Bild hat eine enorme Wirkung.

Sie werden also immer angesprochen auf der Strasse?

Ja, das ist klar.

Ist das manchmal auch mühsam?

Die Leute sind angenehm, sie sind zu 99.9 Prozent sehr nett, höflich und rücken einem auch nicht so auf die Pelle.

Aber man muss schon auch ein Mensch sein, der gerne im Mittelpunkt steht, wenn man Fernsehen macht?

Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt, ich bin eher ein scheuer Mensch. Das ist für mich einfach mein Beruf. Was ich liebe, sind Menschen, Kontakte, Kommunikation. Ich würde wie eine Zimmerpflanze ohne Wasser eingehen, wenn ich in einem Acht-bis-funf-Uhr Bürojob arbeiten und Akten ablegen müsste. Hier läuft immer etwas, das brauche ich, das ist mein Humus.

Was war Ihr grösster Patzer? Flopp?

Das war die Sendung mit dem Lachkönig aus Deutschland. Der war so eine Katastrophe im Talk, weil er sich als etwas angepriesen hatte, was er nicht war. Nämlich als Coach von Grossbanken und Manager-Trainer. Er kam hier ins Studio, nahm eine Petflasche aus seinem Koffer und hat sich dann eine Pappnase aufgesetzt. Es war dann fünf über halb sieben und ich konnte bereits nichts mehr fragen. Die Sendung dauerte aber noch bis um fünf nach sieben. Ich habe ihn nicht gemocht und er mich nicht. Wir haben uns eigentlich nur „aghässled“ . Dann dachte ich, gut, schalten wir mal die Zuschauerinnen und Zuschauer zu. Aber kein Schwein rief an. Dann dachte ich, so jetzt muss ich in die Offensive und ihn einfach mal hinterfragen, was er eigentlich für eine Ausbildung hat und so weiter. In dem Moment ging es los, die Zuschauer riefen an und machten ihn auch noch fertig. Beim Abspann ist er dann aus dem Studio gerannt, hat seinen Koffer zugemacht und ward nie mehr gesehen. Der hatte aber eine Internetseite und alles, wo er sich zuvor angepriesen hat.

Welchen Gast würden Sie gerne noch interviewen?

Ich habe zwei hervorragende Produzentinnen, die besten die es gibt. Was die alles für Leute ankarren. Wir haben Steinbrück gehabt und so weiter.

Also Sie bekommen eigentlich alle, die Sie wollen?

Ja gut, der Papst war noch nicht hier (lacht). Dann gibt es Leute wie beispielsweise Oswald Grübel. Der hat, als er noch Chef der UBS war, ständig abgesagt. Das sind Leute, die man gerne möchte, aber das ist eine kleine Liste. Die meisten haben wir. Für uns ist die Aktualität das allerwichtigste. Wenn jetzt eine Wahnsinnsgeschichte passiert, haben wir den Ehrgeiz, dass die Hauptperson heute Abend um 18:30 Uhr bei uns auf dem Stuhl sitzt.

Was sind so die Hauptkriterien, die ein Talk-Moderator erfüllen muss?

Es braucht journalistische Erfahrung. Und ich bin so was von dankbar fürs Radio. Dort hat man gelernt über Pannen hinwegzureden. Wir hatten damals noch Vinyl-Platten. Dann blieb manchmal die Nadel hängen oder ein Werbespot kam nicht, dann musste man improvisieren und etwas sagen. Sie sehen das auch in Deutschland, Jauch, Gottschalk, viele Moderatoren kommen vom Radio. Das ist die perfekte Schule für Fernsehen. Was man auch noch haben muss, ist schnelles Denkvermögen. Man muss sich vorstellen, in welchem Tempo das geht. Dann hat der Gast auf einmal wieder einen neuen Gedanken, darauf musst du reagieren und gleich wieder umstellen. Drei Tage Vorbereitung nützen da nichts. Denn der Gast redet in der Sendung vielleicht wieder etwas ganz anderes. Sehr oft improvisieren muss man auch bei Leuten, die einen Schicksalsschlag oder etwas Schwieriges erlebt haben. Da bereitet man sich vor und merkt nach zwei, drei Minuten, dass das Gespräch ganz anders verläuft, als man es sich vorgestellt hatte.

Und meistens machen Sie das Spielchen mit?

Ich muss ja. Das ist was die Zuschauer manchmal nicht begreifen. Ich habe eine Rolle. Da muss ich teilweise Ansichten vertreten, die mir gar nicht entsprechen. Aber ich muss den Gast herausfordern. Dann heisst es im Nachhinein, der Gilli ist ein linker Hund oder ein rechter Hund. Aber ich bin dafür verantwortlich, dass es spannende zweiundzwanzig Minuten werden. Und die Leute nehmen zum Teil alles für bare Münze und denken. ich hätte jetzt wirklich die Ansicht, obwohl das nicht so ist. Aber ich kann mir keinen anderen spannenderen Job vorstellen. Ich habe so viele spannende Gäste, ich lerne so viele tolle Menschen kennen und werde dafür noch bezahlt.

Sind normale 0815-Gäste angenehmer wie Prominente?

Man meint die Promis seien so kompliziert. Da muss ich sagen, das ist gar nicht der Fall. Blöd tun alle im Umfeld, die PR-Verantwortlichen, Pressesprecher, die so wahnsinnig wichtig tun. Der Prominente selbst ist total easy. Ich habe sehr gerne Leute, die nicht so prominent sind. Dort ist aber immer ein bisschen die Gefahr, dass sie sehr nervös sind. Ich sage immer, ich sitze mit Ihnen in einer Beiz, die Kameras und alles weitere gehören nicht zu uns. Die Leute haben unglaublich Respekt und denken „jesses Gott, jetzt schauen Tausende von Leuten zu!“.

Sie sind gar nicht mehr nervös, wenn Sie auf Sendung gehen?

Bei gewissen Sendungen schon. Zum Beispiel bei Kachelmann. Das war eine grosse Challenge, auch weil ich ihn seit dreissig Jahren persönlich kenne. Ich muss immer top vorbereitet sein, das gibt mir Sicherheit.

Wie bereiten Sie sich vor?

Ich habe die Redaktion, die mir das Material vorher zusammenstellt. Ich bekomme etwa fünfzehn Seiten. Dort ist schon gelb markiert, was wichtig ist, was ich nicht ansprechen soll oder wo ein Fettnäpfchen sein könnte. Diese Infos haben sie aus den Vorgesprächen mit den Gästen. Um etwa 16 Uhr setze ich mich hin und schreibe mein Manuskript. Dieses und die vorbereiteten Fragen nehme ich dann mit in die Sendung. Zusätzlich habe ich während der Sendung noch die Produzentin im Ohr, wenn ich etwas überhöre, bekomme ich von ihr eine Mitteilung. Sie ist wie eine erste Zuschauerin, die mir zuhört.

Wir schauen auf die Uhr und sind erstaunt, dass Markus Gilli sich doch einiges mehr Zeit genommen hat, als zuvor angekündigt. Beim Herausgehen ruft er uns noch zu „Mier Weschtler müend zämehebe!“. Wir lachen und verlassen Tele Züri gut gelaunt.

Hier der Link zum Rundgang durch die Sendestudios von Telezüri und ein Blick hinter die Kulissen.